Der MAXX Formula Saisonauftakt 2022 wurde, wie bereits letztes Jahr, wieder auf dem weltberühmten Hochgeschwindigkeitskurs Paul Ricard in Le Castellet (FRA) ausgetragen. Der FIA Grad 1-Rundkurs ist bekannt für seine hohe Sicherheit, ganz besonders für die superschnellen F1, GP2, IndyCar, A1 GP und World Series 3.5-Formelfahrzeuge! Schon aus diesem Grund ist die Strecke auch erste Wahl für alle Fahrer, die nach dem langen Winter nur sehr wenig oder noch gar keine Testkilometer abspulen konnten.
Die beiden freien Trainings am Freitag gaben allen Piloten die Möglichkeit, sich möglichst schnell wieder an die sehr hohen Geschwindigkeiten und Fliehkräfte zu gewöhnen und gleichzeitig die Zuverlässigkeit und Performance ihrer Boliden ausgiebig zu testen. Der erfahrene Schweizer Eidgenosse Kurt Böhlen gab sein Debut auf dem Circuit Paul Ricard mit einem Dallara GP2/11, das Gleiche galt für die beiden MAXX Formula-Newcomer Patrick Harmuth (FRA) und Philipp Todtenhaupt (GER). Beide versuchten sich zum ersten Mal in einem offiziellen FIA-Rennen mit ihren GP2-Fahrzeugen. Wolfgang Jaksch, F Xtreme Racing Team überraschte die Anwesenden mit dem Auftritt des neu aufgebauten F1 Toro Rosso STR8, ursprünglich pilotiert von Daniel Ricciardo, anstelle seines eigentlichen F1, dem mittlerweile allseits bekannten Super Aguri SA 06 aus dem Jahr 2006. Dieser ist aufgrund des Motorschadens aus dem Rennen in Assen (NED), 2021, nach wie vor nicht wieder einsatzfähig. Der Toro Rosso STR8 ist aktuell das modernste Formel 1-Auto, welches offiziell in einer FIA-sanktionierten Serie präsentiert und gefahren wird. Es repräsentiert gleichzeitig auch die letzte Entwicklungsstufe der 2.4l, V8-Verbrennungsmotoren aus dem Jahr 2013, bevor ein Jahr später das Hybrid-Zeitalter in der Formel 1 eingeläutet wurde. Die Masters-Klasse wurde von den folgenden Piloten repräsentiert: Stephan Glaser (SUI), Frank Thomas (BEL) und die beiden Piloten des französischen Teams ZigZag, Nicolas Matile (MC) and Jean Christophe Peyre (FRA). Die Advance-Klasse, mit Ausnahme der oben bereits erwähnten Teilnehmer, wurde komplettiert durch Peter Göllner (SUI), Anton Werner (GER), Bernd Herndlhofer (AUT), Gilles Brenier (FRA) und seinen Sohn Christopher, der nach Paul Ricard nicht nur als Vorjahres-Champion der MAXX Formula anreiste, sondern auch als grosser Favorit auf den Sieg in beiden Sprintrennen gehandelt wurde.
Beide freien Trainings konnten unter strahlendem Sonnenschein und bei sommerlich hohen Temperaturen gefahren werden – diese extrem erfreuliche Wetterlage änderte sich auch während des gesamten Wochenendes nicht mehr. Wie erwartet dominierte Christopher Brenier (FRA) beide Trainings-Sessions mit seinem Superleague Formula V12. Wolfgang Jaksch, der seine Erwartungen für den allerersten Auftritt mit dem F1 STR8 nicht zu hoch ansetzen wollte, erreichte bereits in den Trainings seine bisherigen persönlichen Bestzeiten aus früheren Jahren mit dem Super Aguri SA 06, er beendete die beiden freien Trainings auf P2. Am Ende erklärte sich der Wahlschweizer mehr als zufrieden und freute sich bereits auf das morgige Qualifying. Wie erwartet zeigte Nicolas Matile (MC), der Lokalmatador auf seiner Hausstrecke eine starke Vorstellung mit seinem A1 GP vom ZigZag-Team und er beendete die Sessions auf P3. Gilles Brenier, ebenfalls bestens vertraut mit der Strecke folgte knapp dahinter auf P4. Obwohl er noch niemals vorher in Paul Ricard gefahren war, gewöhnte sich der Schweizer Kurt Böhlen sehr schnell an das anspruchsvolle Streckenlayout und platzierte seinen GP2/11 auf P5. Es war bereits klar ersichtlich, dass er am morgigen Qualifying zur Attacke blasen wird. Der deutsche MAXX Formula-Neuling Philipp Todtenhaupt, der im Vorfeld bereits einige Formel-3 Rennen in 2021 absolvierte, zeigte einen ausgezeichneten Einstand mit P6 und er verlor gegenüber den Piloten vor ihm im Klassement nur sehr wenig Zeit. Der bayerische IndyCar-Fahrer Anton Werner folgte ihm auf P7, P8 ging an den zweiten Neuling im Feld, Patrick Harmuth mit seinem GP2. Das Scoreboard wurde komplettiert mit den beiden Masters-Klasse-Fahrern Jean Christophe Peyre (FRA) und Frank Thomas (BEL). Der Unglücksrabe des ersten Rennwochenendes der MAXX Formula war zweifelsohne Peter Göllner (SUI). Er hatte von Anfang an grosse Probleme mit seinem Dallara GP2 und konnte leider keine gezeitete Runde während beider Trainings verzeichnen. Öldruckprobleme machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
Das Qualifying am Samstag morgen entwickelte sich zu einem Dreikampf zwischen Christopher Brenier (FRA), Wolfgang Jaksch (GER) und Kurt Böhlen (SUI). Der junge, französische Superleague Formula-Pilot konnte sich schliesslich doch relativ klar durchsetzen und holte sich die Pole Position für die beiden anstehenden Sprintrennen. Zwischen Wolfgang Jaksch und Kurt Böhlen wurde es denkbar knapp, am Ende setzte sich der Schweizer mit einem kleinen Vorsprung von 0.248 sec durch und sicherte sich P2 gefolgt vom Deutschen. P4 ging an Gilles Brenier, der seine beste Zeit bereits in Runde 2 im Qualifying fuhr, während Nicolas Matile alles versuchte, die Zeit des Franzosen noch zu unterbieten. Am Ende reichte auch seine schnellste Zeit in Runde 14 nicht mehr, um vorbei zu ziehen, es fehlten 0.151 sec! Stephan Glaser (SUI) zeigte eine ausgesprochen gute Performance, er sicherte sich P6. Äusserst positiv überraschte Patrick Harmuth, der mit seiner Leistung den, in den freien Trainings noch schnelleren Philipp Todtenhaupt, im Qualifying überflügelte, am Ende waren es hauchdünne 0.095 sec! P9 sicherte sich Anton Werner, der allerdings mit zwischenzeitlichen Elektronikproblemen zu kämpfen hatte. Frank Thomas wechselte die Position aus den freien Trainings mit Jean Christophe Peyre, am Ende belegten sie die Startplätze 10 und 11.
Race 1 am Samstag begann ohne Komplikationen mit einem rollenden Start und einem sauberen, unfallfreien Manöver aller Boliden durch Kurve 1. Es gab auch keinerlei Positionswechsel, so dass Christopher Brenier das Feld vor Kurt Böhlen und Wolfgang Jaksch in die erste Runde anführte. Brenier konnte auch gleich einen kleinen Vorsprung zwischen sich und den beiden Verfolgern herausfahren. Wolfgang Jaksch, der dem Schweizer Böhlen immer näher kam, versuchte sich in einem Überholmanöver auf der Mistral-Geraden, direkt vor der berüchtigten Rechtskurve «Signes», die auch in der MAXX Formula von den schnellsten Autos mit etwa 300km/h voll gefahren wird. Jaksch verlor jedoch in diesem Moment plötzlich Motorleistung und musste nach kürzester Zeit einen Rückstand von 5 Sekunden auf Böhlen in Kauf nehmen. In Runde 6 war er dann leider dazu gezwungen, seinen STR 8 in der Box abzustellen, Elektronikprobleme verhinderten ein Weiterfahren im Renntempo. Eine Runde später erwischte es dann Christopher Brenier: Sein Superleague Formula V12 rollte mit einem kapitalen Kupplungsschaden aus. Nun war plötzlich und unerwartet der Weg frei für Kurt Böhlen (SUI), seinerseits auf dem Weg zum ersten MAXX Formula-Sieg in der Saison 2022! Letztendlich meisterte er seinen allerersten Auftritt in Le Castellet ohne jeglichen Fehler und sicherte sich mit P1 die Winner-Trophy. Dahinter klassifizierte sich Gilles Brenier, der den Rest des Feldes bis zum Ziel anführte und den 2. Platz sicher nach Hause fuhr. Nicolas Matile erzielte aufgrund seiner Erfahrung und der exzellenten Streckenkenntnis einen beeindruckenden dritten Gesamtplatz und sicherte sich gleichzeitig den Sieg in der Masters-Klasse, gefolgt vom Schweizer Stephan Glaser, der seine ausgezeichnete Performance aus dem Qualifying bestätigte. Für eine weitere grosse Überraschung sorgte Jean Christophe Peyre auf P5 gesamt, was gleichzeitig ein Podium in der Masters-Klasse bedeutete. Anton Werner verbesserte sich im Rennen ebenfalls enorm verglichen mit seiner morgendlichen Quali-Performance, er landete vor dem MAXX Formula-Neuling Philipp Todtenhaupt. Der deutsche GP2-Pilot beendete sein erstes offizielles MAXX GP-Rennen mit einem GP2/11 auf einem hervorragenden 7. Platz, er verpasste gleichzeitig ein Podium in der Advance-Klasse um nur eine einzige Position. Neben Christopher Brenier und Wolfgang Jaksch mussten zudem Patrick Harmuth und Frank Thomas ihre Boliden noch während des Rennens abstellen, beide konnten wegen technischer Probleme das Rennen leider nicht beenden.
Zum Race 2 am Sonntag wurden die Karten wieder neu gemischt, das Feld ging wieder in der gleichen Startformation der Resultate vom Samstag-Qualifying ins Rennen. Während Christopher Brenier sein mitgebrachtes T-Car auf die Pole positionieren konnte, schaffte es die Equipe des F Xtreme Racing Teams mit dem Piloten Wolfgang Jaksch leider nicht, die Elektronikprobleme am F1 Toro Rosso STR8 über Nacht zu lösen und man zog es vor, das Fahrzeug in der Box zu lassen. Das gleiche Schicksal ereilte Frank Thomas mit seinem World Series by Renault 3.5, seine Kupplungsprobleme konnten ebenfalls nicht vollständig behoben werden. Dieses Mal zeigte Christopher Brenier eine fehlerfreie Fahrt und sein Reservefahrzeug entpuppte sich als eine sehr gute und vor allem zuverlässige Wahl auf dem Weg zu einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Kurt Böhlen versuchte vor allem am Anfang alles, um dem Superleague-Piloten zu folgen, musste aber mit Fortdauer des Rennens immer mehr abreissen lassen. Am Ende reichte es aber locker zu P2 mit einem stattlichen Vorsprung auf Giller Brenier, der es auch im 2. Anlauf auf`s Podium schaffte. Nicolas Matile erreichte nicht nur P4 im Gesamtklassement, er holte sich auch den zweiten Masters-Sieg des Wochenendes und reiste mit der maximalen Punktzahl von 50 zurück in die Heimat nach Monaco. Philipp Todtenhaupt (GER) war definitiv verantwortlich für den Hingucker des Wochenendes, er zeigte allen Zuschauern ein fantastisches Überholmanöver auf die Anfahrt zur Mistral-Schikane, als er den Franzosen Jean Christophe Peyre auf der Bremse überraschte und «auf der letzten Rille» innen vorbeizog. Der Frenchman Peyre beendete sein Rennen wiederum vor Stephan Glaser und wechselte seine Podiumsplatzierung mit dem Schweizer aus dem Samstagsergebnis. Patrick Harmuth und Anton Werner konnten beide das Sonntagsrennen nicht beenden, technische Probleme mit dem IndyCar und dem GP2 wurden als Ursache angegeben. Glücklicherweise gab es während des gesamten Rennwochenendes weder einen Unfall noch eine Rot- oder Safetycar-Phase!
MAXX Formula ist zurück auf der Rennstecke im Rahmen des Historic F1 Grand Prix vom 15.-17. Juli 2022 auf der komplett renovierten und neu gestalteten Traditionsstrecke von Zandvoort (NED)- MAXX GP Netherlands – ein grossartiger und spannender Motorsportevent, den man sich nicht entgehen lassen sollte!
Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.